Lagersystem Mauthausen
Die Nationalsozialisten überzogen Europa mit einem Netz an Konzentrations- und Vernichtungslagern, Verfolgungsbehörden und –dienststellen sowie einer Reihe von weiteren Instrumenten, die alle ein gemeinsames Ziel hatten: Die Ausgrenzung, Verfolgung und auch Vernichtung politisch Andersdenkender, rassistisch Verfolgter und von Menschen, die aus welchen Gründen auch immer an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden.
Das KZ Mauthausen war nicht nur an einem Ort in Oberösterreich - das Lagersystem Mauthausen war mit den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen und rund 50 KZ-Außenlagern in nahezu allen Bundesländern Österreichs präsent.
Die Steinbrüche prägten die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die im KZ Mauthausen inhaftiert waren – sie waren Orte des Terrors. Die Produktionen in den Steinbrüchen wurden ab Herbst 1943 verringert, und der Großteil der Häftlinge wurde an die Rüstungsindustrie "vermietet“. Dazu wurden an den Industriestandorten in enger Zusammenarbeit mit der SS zahlreiche Außenlager erbaut. Die KZ -Häftlinge mussten unter unvorstellbaren Umständen arbeiten, die Todesrate in manchen dieser Außenlager war enorm hoch. Die dafür errichteten KZ-Außenlager verteilten sich unter kriegswirtschaftlichen, ressourcen- und verkehrstechnischen Aspekten in Österreich. Zeitweise übertrafen einige KZ-Außenlager den Häftlingsstand des Stammlagers Mauthausen. Die Profitmaximierung für die Industrie und die SS stand ohne jede Rücksichtnahme auf Menschenleben im Vordergrund. Die von der SS angewandte Methode "Vernichtung durch Arbeit" widersprach keineswegs ihren wirtschaftlichen Interessen. Häftlinge, die nicht mehr arbeitsfähig waren, wurden ermordet.
An vielen Orten der ehemaligen Außenlager bestehen bereits seit Jahrzehnten lokale Initiativen, die sich in Zusammenarbeit mit dem Mauthausen Komitee Österreich um die regionale Aufarbeitung dieses Aspekts der österreichischen NS-Vergangenheit, die örtliche Gedenkarbeit und um antifaschistische Projekte kümmern. Neben der Befreiungsfeier in Mauthausen gibt es dadurch jedes Jahr mehr als 110 Gedenkveranstaltungen an Orten ehemaliger Außenlager des KZ Mauthausen und anderer Orte nationalsozialistischen Terrors in ganz Österreich. Zehntausende Menschen setzen österreichweit jedes Jahr ein beeindruckendes Zeichen für ein "Niemals wieder".
Durch das interaktive Vermittlungsangebot des Mauthausen Komitee an Orten ehemaliger Außenlager werden diese Gedenkorte als Lernorte für junge Menschen genutzt um ihnen Faschismus und Rechtsextremismus sowie Diskriminierung einerseits und Zivilcourage und gesellschaftliche Verpflichtung andererseits im Gestern und im Heute zu vermitteln.
Mit der Mauthausen-Außenlager-App des MKÖ ist es nun für Jugendliche und historisch Interessierte aller Altersgruppen möglich, alle Orte des ehemaligen Lagersystems Mauthausen auch virtuell zu besuchen. Zahlreiche ZeitzeugInnen-Interviews, Fotos, Berichte und historische Basisinformationen sowie 25 virtuelle Touren sind nun für alle weltweit kostenlos zugänglich.
Für die Überlebenden des KZ Mauthausen und seiner Außenlager war und ist die Sensibilisierungsarbeit mit Jugendlichen und die historische Wissensvermittlung von enormer Bedeutung. Diesen Auftrag haben die Überlebenden, dem Mauthausen Komitee Österreich - bei der Übergabe ihres Vermächtnisses im Jahr 2000 mitgegeben.