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Die Bedeutung des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen

15.04.2025

Menschen in schwarzer Kleidung nehmen an einer Gedenkveranstaltung teil; zwei Personen im Vordergrund tragen gemeinsam ein Blumenarrangement mit roten, weißen und violetten Blüten.

Im April 1945 begann die SS angesichts der herannahenden alliierten Truppen damit, die Spuren ihrer Verbrechen zu vernichten. Einrichtungen für die Massentötungen wurden abgebaut, kompromittierende Dokumente verbrannt und Häftlinge der Konzentrationslager ermordet.

Am 3. Mai 1945 flohen die letzten Mitglieder der SS aus den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen. Zwei Tage später, am 5. Mai, traf eine Aufklärungsgruppe der US-Armee in den beiden Lagern ein. Am folgenden Tag befreiten Einheiten der 3. US-Armee endgültig rund 40.000 Gefangene.

Am 11. Mai 2025 wird in Mauthausen ein bedeutendes und emotionales Ereignis stattfinden: Das Mauthausen Komitee Österreich wird in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Mauthausen Komitee (CIM), seinen 19 Mitgliedern, der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und dem Gedenkkomitee Gusen den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager ins Rampenlicht stellen.

Die Internationale Befreiungsfeier bietet die Gelegenheit, den Tausenden von Opfern zu gedenken, die während des Zweiten Weltkriegs in dieser höllischen Umgebung litten und ihr Leben verloren. Gleichzeitig ist sie eine Aufforderung, über die Werte der Menschenwürde, des Gedenkens und des Widerstands gegen das Vergessen nachzudenken und unterstreicht die Bedeutung, diese Geschichte an kommende Generationen weiterzugeben. Diese Veranstaltung, die den Auftakt zu einer Reihe von Gedenkfeiern bildet, ist Teil eines kollektiven Prozesses des Erinnerns, des Respekts und des Versprechens, dass sich solche Gräueltaten niemals wiederholen dürfen.

Woran erinnern wir uns am 80. Jahrestag der Befreiung von Mauthausen und seiner Außenlager?

  • Wir erinnern uns an ein Ereignis mit vielen Episoden, die sich über mehrere Jahre erstreckten und deren Wellen die Welt jahrzehntelang erschütterten – bis zu diesem entscheidenden Moment der Befreiung.
  • Wir gedenken eines Traumas von enormem anthropologischem Ausmaß, das die Überlebenden unermüdlich vor den folgenden Generationen bezeugten – umso dringlicher, je weniger von ihnen blieben, aus Angst, dass ihre Botschaft mit ihrem Tod verschwinden würde.
  • Und nicht zuletzt stellen wir die Frage nach dem Rückfallrisiko und nach dem Fortbestehen des "radikalen Bösen", das ein dystopisches, aber funktionales und sehr reales Universum erschuf, organisierte und über seine Opfer verhängte – ein Universum, das darauf abzielte, die Herrschaft einer vermeintlichen "Herrenrasse" zu bewahren, indem es den Rest der Menschen in "Untermenschen" verwandelte.

Das Ereignis: Befreiung, Schrecken und Trauer

Zweifellos geht es um ein intensives und überwältigendes Gefühl der wiedergewonnenen Freiheit und um das Bewusstsein, dass hier die Würde und das Werden des Menschen im Mittelpunkt stehen. Neben Stutthof und Theresienstadt waren Mauthausen (5. Mai 1945) sowie seine Außenlager Ebensee (6. Mai) und Loiblpass (7. und 8. Mai) die letzten befreiten Lager, in die zuvor KZ-Häftlinge in Todesmärschen aus den anderen großen Lagern evakuiert worden waren. Vor Ort auf dem Appellplatz wurde die Ankunft einiger amerikanischer Fahrzeuge sofort als das Ende der SS-Herrschaft wahrgenommen – als eine Chance für die Häftlinge, insbesondere über ihr Internationales Komitee, die Kontrolle über ihr Schicksal zurückzugewinnen. Sie wehrten das letzte Aufbäumen der SS ab und bauten eine hungernde, aber nun befreite Gemeinschaft von mehreren zehntausend Männern und Frauen wieder auf.

Doch die kaum wiedererlangte Freiheit ging sofort mit der erschreckenden Erkenntnis der Dimension der Katastrophe einher: Jede/r Einzelne konnte die Zahl der ermordeten Kamerad:innen zählen, das volle Ausmaß blieb hingegen lange im Dunkeln. Heute gehen wir von etwa 100.000 Toten aus, die genaue Zahl ist aber weiterhin ungeklärt. Und wer könnte je um all jene trauern, die einsam starben, unbekannt, beinahe vergessen, besonders in den letzten Wochen des Winters und des Frühlings 1945, als die Sterblichkeitsrate exponentiell anstieg?

80 Jahre später umfasst das Gedenken weiterhin die Freude über die Befreiung, den Schrecken des Erlebten und die unermessliche Trauer über die verlorenen Leben in dem Bestreben, diesen erschreckenden Preis für die Freiheit unserer heutigen Welt in all seiner Tiefe zu begreifen.

Die Verarbeitung des Traumas: über lange Zeit, durch Übertragung und geprägt von Angst

Bis heute sind wir dabei, die Tiefe des Traumas zu erfassen, das durch die oben genannten Zahlen nicht vollständig abgebildet werden kann. Denn jenseits der summarischen (Lynchjustiz), formalisierten (Nürnberger Prozesse 1945 oder, für Mauthausen, Dachauer Prozesse 1947) und abstrakten "Urteile der Geschichte", die die Opfer erhofften, ging es darum, über die Verletzung nachzudenken, die der gesamten Menschheit stellvertretend durch eine Vielzahl von Häftlingen unterschiedlichster Herkunft, darunter einige ihrer tapfersten Vertreter:innen, zugefügt wurde: Konnten die Menschen jemals geheilt werden, wenn sie jahrelang jede Stunde und jeden Tag körperlicher und seelischer Folter ausgesetzt waren, die systematisch auf die Auslöschung ihres menschlichen Daseins abzielte?

Hatten sie bei ihrer Rückkehr in Gesellschaften, die bereits von der Verheißung einer wirtschaftlichen Wiederauferstehung mitgerissen wurden, überhaupt die Möglichkeit, ihr tiefes Unbehagen verständlich zu machen? Wer kann den Schmerz beschreiben, den sie empfanden, als sie sich damit abfinden mussten, erneut zu schweigen, nachdem man sie zum Schweigen oder mit Gewalt zum Schreien gebracht hatte? Und haben wir, die wir bei passender Gelegenheit eifrig ihren Worten lauschten, ihr Schweigen ebenso aufmerksam wahrgenommen?

Die Amicale de Mauthausen setzt sich auch jetzt, im Jahr 2025, dafür ein, dass diese Frauen und Männer, die den Mut hatten, im Laufe der Jahrzehnte ihre Meinung zu äußern, gelesen, gehört und beachtet werden.

Der "noch fruchtbare Schoß": neue Entfremdungen, unerfüllte Sehnsüchte und versperrte Horizonte

Obwohl bereits 80 Jahre vergangen sind, existieren noch immer Hindernisse, die Menschen daran hindern, ein Leben zu führen, das auf den Idealen des Mauthausen Schwurs basiert. Dieser Schwur wurde am 16. Mai 1945 auf dem Appellplatz des befreiten Konzentrationslagers Mauthausen in zwölf verschiedenen Sprachen abgelegt und symbolisiert das Versprechen, gegen die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu kämpfen und für eine gerechte, friedliche Welt einzutreten. Die Zeit hat die alten Probleme noch nicht aus dem Weg geräumt, außerdem blockieren auch neue Probleme die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ist die Vision einer "Welt des freien Menschen" heute überhaupt noch relevant und erreichbar? Zweifellos haben sich unterschiedliche Bewertungen dieser Frage im Verlauf der europäischen und globalen Geschichte immer weiter auseinanderentwickelt und dabei politische Debatten – auch in unserer Gesellschaft – angestoßen.

Ist es daher nicht sinnvoll, die Lehren, die unmittelbar nach der Befreiung aus der Nazihölle gezogen wurden, erneut zu betrachten, angesichts der Tatsache, dass heute weltweit – auch im Herzen Europas, im ehemaligen Dritten Reich – politische Kräfte auf das Wiederaufleben des Nationalismus setzen und einen tief verwurzelten Rassismus nur schwer verbergen können, der zwar sein Ziel verändert hat, aber immer wieder explizite Anspielungen auf die Sprache, Gesten, Ideen und Taten der Nazis macht?

Manche Historiker:innen sind der Ansicht, dass die die Ideologien und Verwaltungsmethoden der Nationalsozialisten (insbesondere im Umgang mit Menschen als "Ressourcen") in unsere modernen Gesellschaften eingeflossen sind. Diese Hinweise auf die Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart dürfen nicht nur auf die tragische Rolle der Kassandra beschränkt, d.h. als eine warnende, aber vergebliche Mahnung betrachtet werden, sondern es muss – heute, 2025, mehr denn je – die Aufgabe von Vereinen wie der Amicale bleiben, die Fortführung solcher Analysen zu unterstützen und in die politische sowie gesellschaftliche Debatte einzubringen.

Die Agenda der Amicale de Mauthausen ist im Jahr 2025 ein vielschichtiger Ausdruck des Gedenkens, der Erinnerung: Sie umfasst Dankbarkeit gegenüber den Befreiern, die Ehrung der Toten der Deportation sowie der Überlebenden, die unermüdlich Zeugnis abgelegt haben. Gleichzeitig stellt sie tiefgehende Fragen zum historischen Gewicht der Konzentrationslager und fordert die heutige Welt heraus, sich ihrer Neigung zu Naivität, Amnesie, Leugnung oder sogar der Auslöschung jeglicher Historizität zu stellen.

Commémorations 80e Anniversaire de la Libération du camp de Mauthausen

En avril 1945, face à l’approche des troupes alliées, les SS ont commencé à détruire les traces de leurs crimes. Ils firent démanteler les installations pour les tueries de masse, brûlèrent les documents compromettants et assassinèrent les détenus des camps de concentration.

Le 3 mai 1945, les derniers membres de la SS s’évadèrent des camps de Mauthausen et de Gusen. Le 5 mai, un groupe de reconnaissance de l’armée américaine arrive à Gusen et à Mauthausen. Le jour suivant, des unités de la 3e armée américaine libérèrent définitivement environ 40 000 prisonniers de ces camps.

En mai 2025, un événement marquant et chargé d’émotion se déroulera en Autriche : le Comité de Mauthausen Autriche (Mauthausen Komitee Österreich), en collaboration avec le Comité International de Mauthausen (CIM), ses 19 membres, le Mémorial du camp de concentration de Mauthausen et le comité commémoratif de Gusen, mettront en lumière le 80e anniversaire de la libération du camp de Mauthausen et de ses camps annexes.

Cette commémoration internationale le dimanche 11 mai sera l’occasion de rendre hommage aux milliers de victimes qui ont souffert et perdu la vie dans cet environnement infernal pendant la Seconde Guerre mondiale. Elle invitera également à réfléchir sur les valeurs de dignité humaine, de mémoire et de lutte contre l’oubli, en soulignant l’importance de transmettre cette histoire aux générations futures. Ce rassemblement, prélude à une série d’événements, s’inscrit dans une démarche collective de mémorisation, de respect et de promesse que de telles atrocités ne se reproduisent jamais.

Que commémorerons-nous pour le 80e anniversaire de la libération de Mauthausen et des autres camps nazis ?

  • Un événement à multiples épisodes, répartis sur plusieurs mois, dont les ondes secouèrent le monde pour des décennies, jusqu’à celle-ci au moins.
  • Un traumatisme à l’échelle anthropologique dont les rescapés ont persisté à témoigner devant les générations nouvelles d’autant plus fébrilement qu’ils devenaient moins nombreux, angoissés que leur message disparaisse avec eux.
  • Une interrogation sur les risques de récidive, sur la persistance du « mal radical » qui inspira, organisa et laissa s’effondrer sur ses victimes un univers dystopique, mais fonctionnel et bien réel, destiné à pérenniser la suprématie d’une supposée race des seigneurs en transformant la plèbe en sous-humanité.

L’événement : libération, effroi et deuil

Il est incontestablement question d’une sensation, intense et éperdue, de liberté reconquise, et de conscience éprouvée qu’il s’agit bien là de l’enjeu essentiel pour la dignité et le devenir humains. Avec le Stutthof et Theresienstadt, Mauthausen (5 mai 1945) et ses propres camps annexes d’Ebensee (6 mai) et du Loibl Pass (7 & 8 mai) furent les derniers des camps libérés, vers lesquels avaient été évacuées les marches de la mort venues des autres grands camps. Sur place, sur la place d’appel, l’arrivée de quelques véhicules américains fut immédiatement perçue comme la fin du règne des SS, et la possibilité pour les détenus, notamment via leur Comité international, de reprendre la main sur leur sort, en repoussant les dernières tentatives des SS et en réorganisant une population famélique de plusieurs dizaines de milliers d’hommes et de femmes épuisés — mais libres.

Cette liberté à grand peine recouvrée s’accompagna aussitôt de l’effroyable constat de l’ampleur du désastre : chacun put compter le nombre de ses camarades assassinés, mais le décompte global resta incroyablement hésitant. Aujourd’hui encore, la marge d’approximation, autour de 100 000 morts, reste floue. Au copain mort dans ses bras, chaque survivant s’efforça de tenir sa promesse d’aller informer sa famille au pays ; mais qui pourrait jamais pleurer tous ceux qui moururent seuls, comme des chiens, inconnus et comme déjà oubliés, notamment dans ces dernières semaines de l’hiver et du printemps 45 où la courbe de mortalité devint exponentielle ?

80 ans après, l’Amicale continue de rassembler dans la même pensée cette joie, cette horreur et ce deuil impossible : seul moyen d’estimer au plus juste l’effarant prix de « la liberté du monde ».

Le traitement du traumatisme : temps long, transmission, angoisse

En ce printemps 2025, nous en sommes encore à mesurer la profondeur du traumatisme, que les chiffres ci-dessus ne résument pas. C’est qu’au-delà des actes de justice sommaires (lynchages), formalisés (Procès de Nuremberg, 1945 ou, pour Mauthausen, Procès de Dachau, 1947), ou du bien abstrait « jugement de l’histoire » que les victimes directes pouvaient entreprendre ou espérer, il s’est agi de penser la blessure faite au genre humain dans son ensemble, à travers une foule indistincte de détenus de maintes origines parmi lesquels certains de ses plus valeureux représentants : Républicains espagnols 5 ans dans cet enfer, communistes allemands parfois 10 ou 12 ans, juifs de tous les pays d’Europe, toujours les plus humiliés… Les individus purent-ils être jamais guéris d’avoir subi, chaque heure de chaque jour pendant des années entières, des tortures physiques et morales qui visaient systématiquement à abolir leur humaine condition ?

De retour dans des sociétés déjà emportées par la promesse d’une résurrection économique, eurent-ils même la possibilité de faire comprendre leur mal être définitif ? Qui dira la douleur que leur fut la résignation à se taire plus souvent qu’à leur tour, eux qu’on avait fait taire ou crier à coups de triques ? Et nous qui avons, quand s’en présentaient les occasions, écouté fiévreusement leurs paroles, avons-nous suffisamment observé leurs silences ?

En 2025, notre Amicale persiste donc à faire lire, entendre et regarder ces femmes et ces hommes qui osèrent s’exprimer, au fil de ces décennies.

Le « ventre encore fécond » : nouvelles aliénations, nostalgies, horizons obstrués

Les 80 ans passés n’ont en effet pas levé les obstacles, anciens ou nouveaux, qui obstruaient leurs désirs d’avenir dont fut forgé le Serment de Mauthausen, prononcé en douze langues le 16 mai 1945 sur la place d’appel. Sa clé de voûte, le « Monde de l’Homme libre » est-il le nôtre ? Certes les différences d’appréciation à ce sujet n’ont cessé de proliférer au rythme des soubresauts de l’histoire européenne et mondiale, et d’animer, naturellement, les débats politiques (y compris en notre sein). Est-il pour autant vain de revenir à cette leçon tirée immédiatement de leur sortie de l’enfer nazi, quand aujourd’hui, par le monde, au cœur de l’Europe, dans ce qui fut le Troisième Reich, des forces politiques, appuyées sur des nationalismes réchauffés masquant mal un racisme foncier changeant parfois de cible, multiplient les allusions de plus en plus explicites au langage, aux gestes, aux idées et aux actes des nazis ?

Certains historiens estiment que les principes nazis, leurs techniques de gestion des « ressources humaines » ont percolé dans nos sociétés. Loin de les cantonner au rôle tragique de Cassandre, en 2025 plus que jamais, le rôle d’associations comme la nôtre doit être de leur permettre de poursuivre leurs analyses, et de les proposer dans le débat civique et républicain.

En 2025, l’agenda de l’Amicale de Mauthausen est donc tissé de ces différentes strates de mémoire : la gratitude envers les libérateurs, l’hommage aux morts en déportation ainsi qu’aux rescapés acharnés à témoigner, l’interrogation durable sur le sens et le poids historique de l’univers concentrationnaire, l’interpellation au monde contemporain sur ses capacités de naïveté, d’amnésie, de négationnisme ou, pire, d’effacement de toute historicité.

Jean-Louis Roussel
Vizepräsident der Amicale de Mauthausen und des CIM

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