Die neu gegründete Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt
17.04.2025

Beim KZ Gunskirchen handelt es sich um ein Außenlager von Mauthausen, über das lange Zeit nur wenig bekannt war, da es nur in den letzten Monaten des Krieges bestand und die Geschehnisse dort kaum dokumentiert wurden. Berichte und Fotos der Befreier waren die ersten und für viele Jahre einzigen Zeugnisse des Schreckens im sogenannten Hochholz. Zudem gibt es keine baulichen Überreste, die auf die Existenz des Konzentrationslagers hinweisen würden.
Die Folge ist, dass einem Großteil der lokalen Bevölkerung das Bewusstsein dafür fehlt, was sich hier vor 80 Jahren ereignet hat.
Das Ziel der Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt ist es daher, zum einen Wissen über die historischen Ereignisse zu sammeln und zu vermitteln, zum anderen aber auch einen Bezug zu aktuellen Tendenzen von Rassismus und Antisemitismus herzustellen.
Geschichte des Gedenkens
Bereits wenige Jahre nach Kriegsende wurden von ungarischen Jüdinnen und Juden die ersten Befreiungsfeiern in Gunskirchen abgehalten. Im Jahr 1994 übernahm die Antifa Wels gemeinsam mit den Gemeinden Gunskirchen und Edt die Organisation dieser Feiern. Die Haupt- bzw. jetzige Mittelschule Gunskirchen nahm von Anfang an teil, aber schon bald begannen die Schüler:innen, die Feier aktiv mitzugestalten.
Die Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt
Von jeher gab es viele Menschen, denen das Gedenken und das Wissen um die Geschichte des Lagers am Herzen lagen. Die Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt gründete sich allerdings erst im vergangenen Juli. In diesem Verein haben Mitglieder des Mauthausen Komitee Österreich, der Antifa Wels, der Gedenkstätte Mauthausen, der Gemeindeverwaltungen von Gunskirchen und Edt, der Mittelschule Gunskirchen sowie interessierte Privatpersonen der Umgebung als vielfältige Gruppe engagierter Menschen zusammengefunden.
Aktivitäten der Gedenkinitiative
Dieses Jahr unterstützte der Verein das von der Gedenkstätte Mauthausen durchgeführte Projekt "Geh-Denk-Spuren", eine dreitägige Wanderung in Erinnerung an die Todesmärsche von Mauthausen nach Gunskirchen mit Nachfahren von Überlebenden (vom 31. März bis 3. April 2025). Am letzten Tag wurde in Gunskirchen an der alten Volksschule eine Gedenktafel für jene KZ-Häftlinge enthüllt, die den Bau der Baracken im Wald durchführen mussten und in diesem Gebäude untergebracht waren. Bei der Abschlussfeier im Wald wurde ein Davidstern aus Metall mit Steinen ausgelegt, die symbolisch den Weg von Mauthausen nach Gunskirchen zurückgelegt hatten. Diese Steine tragen Namen ehemaliger KZ-Häftlinge – von Überlebenden und Todesopfern – und werden durch Steine ohne Namen als Sinnbild für die vielen namenlosen Opfer ergänzt. Der Stern verbleibt als sichtbares Zeichen des Gedenkens vor Ort.
In ihrer Planung weit fortgeschritten ist die Errichtung von fünf Stelen mit Texten zur Geschichte des Konzentrationslagers und weiterführenden Links. Die Stelen werden in dem Teil des ehemaligen Lagers platziert, den das MKÖ vor wenigen Jahren angekauft hat.
Eine Historikerin und Vermittlerin der Gedenkstätte Mauthausen bietet regelmäßig geführte Rundgänge durch das frühere Lagergelände an. In Kooperation mit dem Programmkino Wels sind Filmvorführungen zum Thema geplant, etwa "Herr Spielmann und der Wald" (der Film der Brüder Hochstöger über das Leben von Shaul Spielmann).
Die jährliche Gedenkfeier wird von der Marktgemeinde Gunskirchen, der Gemeinde Edt sowie der Welser Initiative gegen Faschismus organisiert. Mitgestaltet wird die Feier von der Mittelschule Gunskirchen, den Singkreisen Gunskirchen und Edt, der Landesmusikschule sowie dem Musikverein Gunskirchen und der Gedenkinitiative. Um die Zeit der Befreiungsfeier wird die Auslage der öffentlichen Bibliothek mit Filmen über und Büchern von Zeitzeug:innen gestaltet. Darüber hinaus bieten die Vereinsmitglieder ihre im Privatbesitz befindlichen Bücher zum Entlehnen an.
Für mehr Informationen besuchen Sie bitte die Webseite unter www.lager-gunskirchen.at.
Elisabeth Weixlbaumer
Gedenkinitiative Gunskirchen
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Der KZ-Gedenkverein Guntramsdorf/Wiener Neudorf widmet sich als Lokalgruppe des MKÖ seit seiner Gründung im Oktober 2005 der intensiven Auseinandersetzung mit den Themen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus sowie der Förderung von Zivilcourage.