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Gusener Nummern

  • Sujet 1 Einzelschicksal Gusener Nummern
  • Sujet 2 Einzelschicksal Gusener Nummern
  • Sujet 3 Einzelschicksal Gusener Nummern

GEDENKDIENSTKOMITEE GUSEN

Die SS sprach von so und so viel "Stücken", die für eine Arbeit gebraucht wurden oder am Appellplatz zweimal täglich antreten mussten und dann stundenlang in Kälte, Schnee oder Hitze stehen mussten. Zur Unterscheidung der einzelnen "Stücke" dienten die Nummern, die jeder am Beginn seiner Lagerhaft erhielt: Eingestanzt in eine Metallplatte, die am Handgelenk mit Draht befestigt wurde, und mit Stoff-Markierstift auf weiße Stoff-Streifen eingeschrieben, die auf der Hose und der gestreiften Jacke aufgenäht werden mussten. Die bis zu sechsstelligen Nummern mussten beim Appell auf Deutsch laut genannt werden, egal aus welchem Land der Häftling nach Gusen deportiert worden war. Nur in Auschwitz wurden die Nummern in den Unterarm tätowiert. Gusener Nummern wurden oft auch nochmals vergeben, so konnte ein Neuling durchaus die Nummer eines Toten tragen. Die Nummer erklärte, wie lange der Häftling schon im Lager war, ob er zur "Elite" der "Überlebenskünstler" der Anfangszeit gehörte, einer war, der durch Zufall, viel Glück und Gnade so lange überlebt hatte oder aus einem Massentransport stammt, der aus Dachau, Compiègne oder Auschwitz überstellt worden war. Nummern mussten von der SS nicht lange gerufen werden: Es hieß dann einfach "Alle mit der Endzahl 5 müssen dorthin." oder "Jeder Zehnte tritt vor." und stirbt durch Kopfschuss, wenn eine kollektive Strafe verhängt wurde. Sterben war sozusagen Pflicht – Platz machen für den nächsten Transport, weg mit den "unnützen Mäulern", ab ins Gas nach Hartheim oder in den Block 31. Selbst unter den primitivsten Bedingungen eines Konzentrationslagers wurde jedoch versucht mit Kultur, Bildungsvermittlung und Kameradschaft Mensch zu bleiben. Die gemalten Bilder und die Musik des Lagers zeugen davon. In Gusen gab es ganze Gruppen, die nicht einmal einer Nummer gewürdigt wurden, denn sie kamen nur zum Sterben. Es sind die vielen unbekannten Opfer: Jene 129 polnischen Offiziere, die im Herbst 1939 noch vor der Errichtung eines selbständigen Konzentrationslagers Gusen auf dem Appellplatz erschossen wurden. Sowie die vielen Kindergruppen. Eine davon waren 420 unbekannte Kinder, die in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar 1945 in Gusen mit der Spritze getötet worden sind. Ein Teil der hierher verschleppten ungarischen Juden, auch Frauen und Kinder, erhielten keine Nummern – sie mussten "hinter der Mauer" vom KZ Gusen II verhungern. Wir wissen weder ihre Zahl noch ihre genaue Herkunft oder Namen.

Bei der Gedenkfeier in Gusen geben Schüler den Zahlen wieder Namen. Sie werden von ihnen laut genannt, aufgeschrieben und dann zum Krematorium tragen als Erinnerung, dass wir alle Menschen sind.