Antoni Walaszek: "Ich bin noch immer auf der Suche nach meinen Eltern."
Meine (Adoptiv)Eltern haben mir in der ersten Klasse gesagt: "Deine Mutter ist gestorben, den Vater kennen wir nicht." Als 6jähriges Kind habe ich mir darüber keine Gedanken machen können. Ich habe mich gefreut, dass ich neue Eltern habe.
Als ich 18 Jahre alt war ist mir bewusst geworden, dass ich gar nichts weiß, und ich habe Nachforschungen angestellt. In den 70er Jahren habe ich vom Standesamt Linz die Geburtsurkunde bekommen. Da habe ich meine tatsächliche Abstammung gesehen und dass meine Mutter eine Zwangsarbeiterin war. Zur Arbeit nach Österreich wurde sie im Alter von 22 Jahren aus der Ortschaft Nowy Sącz verschleppt.
Ich kann mich noch erinnern an das Jahr 1946 (in Pichl), an eine hohe Mauer mit einem großen Tor. Es stand dort eine Droschke, mit der man nacheinander polnische Kinder ins Unbekannte wegfuhr. Sie sind einfach nacheinander verschwunden. Eines Tages hörte ich – auf dich wartet eine Reise, du musst ordentlich essen. Ich bekam ein ordentliches Stück Brot und einen Becher Milch. Ich wurde in die Droschke nach Linz gesetzt. Hier warteten auf mich Ordensschwestern und ein paar Kinder. Zusammen wurden wir im Waggon untergebracht, es war eng, für mich fand sich ein Platz im Gepäcksraum. Es war Winter, denn ich erinnere mich, dass draußen hinter dem Fenster Schnee fiel. Nach vielen Stunden hielt der Zug in der Bahnstation in Kattowitz. Am folgenden Tag brachten uns die Schwestern nach Sarnów. Hier wohnen bereits andere Kinder und hier beginnen wir polnisch zu sprechen.
Im Juni 1947 wurde ich von Helena und Jan W. adoptiert.
Und ich bin heute noch immer auf der Suche nach meinen leiblichen Eltern.