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80 Jahre Befreiung – 80 Jahre Wiedererrichtung der Arbeiterkammer

13.03.2025

Silvia Hruška-Frank und Renate Anderl stehen in einem modernen Büro und blicken freundlich in die Kamera. Silvia Hruška-Frank trägt eine Brille, ein weißes Oberteil und einen cremefarbenen Blazer, während Renate Anderl einen grünen Blazer mit schwarzem Oberteil trägt. Eine lehnt an einer Holzsäule, die andere hat die Hände gefaltet. Im Hintergrund sind Pflanzen und Büroeinrichtungen sichtbar.

Die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren erinnert uns daran, wie kostbar Freiheit und Demokratie sind – und wie bedeutend für eine gerechte und friedliche Gesellschaft. In vielen Teilen der Welt sind derzeit Meinungsvielfalt, Gleichberechtigung und Frieden massiv bedroht. Denn diese Werte sind keine Selbstverständlichkeit, wir müssen sie jeden Tag mit aller Kraft verteidigen.

Das Wahlrecht ist der Grundpfeiler der Demokratie, und echte Mitbestimmung muss früh beginnen: in der Schule, in der Ausbildung, später im Betrieb. Eine Demokratie, in der Betriebsräte massiv bedroht werden und in der Kollektivvertragsverhandlungen gezielt behindert werden, ist in gefährliche Schieflage geraten. Als AK wehren wir uns gegen Angriffe gegen Betriebsräte und Personalvertreter:innen. Es macht uns stolz, dass bei der AK-Wahl all unsere Mitglieder wählen dürfen – unabhängig davon, welchen Pass sie besitzen.

Die Arbeiterkammer ist Teil der Gewerkschaftsbewegung und eine Tochter der Demokratie – und sie hat als Institution hautnah erlebt, was das Ende der Demokratie bedeutet: Zwischen 1934 und 1945 wurde die Arbeiterkammer vom Austrofaschismus und später vom Nationalsozialismus zerschlagen. Die Faschisten ersetzten demokratisch gewählte Selbstverwaltungen durch staatlich kontrollierte Verwaltungskommissionen und verboten alle Parteien sowie unabhängige Gewerkschaften. Die Arbeiterkammer wurde in Staatsgewerkschaften umgewandelt, viele ihrer Mitglieder verfolgt oder ins Exil getrieben. Mit der Eingliederung ins NS-Regime 1938 wurde die Arbeiterkammer endgültig aufgelöst. Der Widerstand gegen die Diktaturen war lebensgefährlich; viele Vertreter:innen der Arbeiterkammer wurden aus politischen und rassischen Gründen verfolgt, inhaftiert oder ermordet.

Eine von ihnen war die jüdische Sozialwissenschaftlerin und Gewerkschafterin Käthe Leichter, geboren vor genau 130 Jahren. Sie begründete vor 100 Jahren die erste Frauenabteilung der Arbeiterkammer in Wien. Leichters Studien waren wegweisend für viele gesellschaftspolitische Reformen der Ersten Republik, die die Stellung der Frauen wesentlich verbesserten. 1934 wurde Leichter von den Austrofaschisten fristlos entlassen und kämpfte im Untergrund weiter gegen Diktatur und Faschismus. Die Nazis ermordeten sie im Jahr 1942 in der NS-Tötungsanstalt Bernburg. Bis heute handelt die Arbeiterkammer im Geiste von Menschen wie Käthe Leichter, indem sie die Interessen jener Menschen vertritt, die nicht über Macht und Reichtum oder andere Privilegien verfügen.

Auch heute kommt die Demokratie in Österreich gehörig unter Druck: durch die zunehmende Macht der Superreichen und Großkonzerne sowie die steigende Konzentration von Vermögen. Diese Entwicklungen führen dazu, dass Entscheidungen vermehrt von einer kleinen, wohlhabenden Elite getroffen werden, was die Demokratie schwächt und die Stimmen der Vielen entwertet. In manchen vormals liberalen Demokratien bilden sich aktuell Neo-Oligarchien heraus, in denen Milliardäre (soziale) Medien besitzen, damit den gesellschaftlichen Diskurs prägen und sich die Welt so erschaffen, wie sie ihnen gefällt.

Angesichts dieser Entwicklungen müssen wir als Gesellschaft aktiv unsere Demokratie stärken und sicherstellen, dass das Recht von den Vielen ausgeht und nicht von den Eliten. Wir müssen Unternehmen von den Vorteilen der betrieblichen Mitbestimmung überzeugen und entschlossen gegen antidemokratische Tendenzen vorgehen. Demokratie war nie selbstverständlich, sie wurde immer hart erkämpft.

Das Jahr 2025, in dem wir 80 Jahre Wiedererrichtung der Arbeiterkammern und die Gründung des ÖGB feiern, symbolisiert den engagierten Kampf für die Rechte der Arbeitnehmer:innen und zeigt, wie wichtig es ist, sich für die Demokratie einzusetzen. Gestern, heute und in Zukunft.

Silvia Hruška-Frank, Direktorin der Arbeiterkammer Wien und der Bundesarbeitskammer
Renate Anderl, Präsidentin der Arbeiterkammer Wien und der Bundesarbeitskammer

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13.03.2025 80 Jahre Befreiung – 80 Jahre Wiedererrichtung der Arbeiterkammer

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