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Gedenkarbeit in St. Valentin

03.03.2025

Eine abstrakte Metallskulptur in Form eines verzerrten, mehrstöckigen Hauses steht auf einer gepflasterten Fläche mit Kies. Ein Stein hängt an einer Kette im Zentrum der Konstruktion. Die Gedenkstätte ist von großen Steinen umgeben und befindet sich nahe einer modernen Industriehalle mit parkenden Autos. Im Hintergrund sind Bäume und eine begrünte Landschaft sichtbar.

In einer Zeit, in der rassistische und antisemitische Tendenzen wieder lauter werden, wird deutlich, wie wichtig das aktive Erinnern an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte ist.

Die Gedenkarbeit in St. Valentin wird von der Stadtgemeinde und dem dazugehörigen Kulturreferat durchgeführt. Die Stadt trägt eine besondere historische Verantwortung, denn in St. Valentin befand sich ein Außenlager des KZ-Mauthausens mit dem Codenamen "Spielwarenfabrik". Dieses KZ-Außenlager wurde am 21. August 1944 gegründet und stand im engen Zusammenhang mit der Rüstungsindustrie. Die ersten Deportierten waren vor allem jüdische Menschen aus dem KZ Krakau-Plaszow, die am 22. August 1944 in St. Valentin ankamen. Insgesamt waren 1.600 KZ-Häftlinge hier inhaftiert. Vom ehemaligen Lager sind heute nur noch überwucherte Barackenfundamente erhalten – stille Zeugen einer Vergangenheit.

Gedenkstätte und Gedenkfeier – Ein Ort des Erinnerns und der Mahnung

Schon 1998 wurde in der Nähe des ehemaligen KZ-Außenlagers eine Gedenkstätte errichtet. Hier wurde ein Mahnmal enthüllt, das eine St. Valentiner Schulklasse unter Anleitung des engagierten Pädagogen Gerhard Haslinger entworfen hatte. Die Gedenkstätte wird seither ständig erweitert, um die Erinnerung wachzuhalten.

Im Jahr 2015 wurde die Gedenkstätte um ein Mahnmal erweitert, das an die in der Euthanasieanstalt Hartheim ermordeten Bürger und Bürgerinnen aus St. Valentin erinnert. Zudem kam die von dem St. Valentiner Künstler Manfred Brandstätter gestaltete Skulptur "Menschenwürde" hinzu. 2023 konnte die Stadtgemeinde die Skulptur "Stein unter Bewachung" des deutsch-japanischen Künstlers Kimoto, die zuvor im KZ-Mauthausen ausgestellt war, nach St. Valentin holen. Diese Kunstwerke schaffen eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart.

Besonders eindrucksvoll zeigt sich das bei der jährlichen Gedenkfeier an der Gedenkstätte in Zusammenarbeit mit dem Mauthausen Komitee Österreich in St. Valentin. Jedes Jahr Anfang Mai, anlässlich der Wiederkehr der Befreiung des KZ-Mauthausens, kommen Menschen aller Generationen zusammen, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Es treten prominente Redner und Rednerinnen auf, aber auch Vertreter und Vertreterinnen der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften sowie Politiker und Politikerinnen. Ihre Worte lehnen sich thematisch an das jährlich herausgegebene Motto der Gedenkstätte Mauthausen an und machen deutlich, dass unsere Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind.

Die Feier wird von verschiedenen musikalischen Gruppierungen umrahmt, die mit ihren Darbietungen eine bewegende und würdige Atmosphäre schaffen. Für die Gedenkfeier 2025, im Zeichen von 80 Jahre Kriegsende, sind Schautafeln geplant, die das Gelände und das KZ-Nebenlager zur damaligen Zeit zeigen – um die Geschichte noch greifbarer zu machen.

Ein besonderes Anliegen der Gedenkarbeit in St. Valentin ist die Einbindung der jungen Generation. Schüler und Schülerinnen der ortsansässigen Mittelschulen gestalten die Gedenkfeier mit Beiträgen mit und setzen sich dadurch intensiv mit der Vergangenheit auseinander.

Gedenkarbeit in St. Valentin ist gelebte Verantwortung. Sie zeigt, dass Geschichte nicht nur in Büchern stattfindet, sondern unsere Gegenwart prägt. Gedenken ist Handeln!

Quellen: Broschüre: KZ-Mahnmal Sankt Valentin „Die Vergangenheit ist niemals tot, sie ist nicht einmal vergangen“, Text: Mag. Josef Reisinger, für den Inhalt verantwortlich: Leopold Feilecker

Birgit Seiler

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